Neubau Feuerwehrhaus und Polizeistation | Barmstedt

Die Stadt Barmstedt plant auf dem Gelände des B-Plans 78 nördlich „Steinmoor“ und westlich der „Lutzhorner Landstraße“ den Neubau einer Feuerwache.

Die Freiwillige Feuerwehr Barmstedt besteht aus ca. 85 aktiven Mitgliedern sowie ca. 25 Kindern und Jugendlichen der Jugendfeuerwehr. Der Neubau ist erforderlich, da das bisherige Gebäude der Freiwillige Feuerwehr zu klein ist, technisch veraltet und aufgrund der Lage nicht erweiterungs- und modernisierungsfähig.

Projektddaten

  • Auftraggeber
    Stadt Barmstedt
  • Zeitraum
    ab 2022
  • Leistungen
    • Objektplanung Gebäude und Innenräume, LPH 1-9 
    • Objektplanung Freianlagen, LPH 1-9 
    • Objektplanung Ingenieurbauwerke, LPH 1-9 
    • Objektplanung Verkehrsanlagen, LPH 1-9
  • Bausumme
    ca. 18 Mio. €

Start „auf der grünen Wiese“

Das Grundstück, das für den Neubau der Feuerwache vorgesehen ist, hat eine Größe von ca. 5.500 m2, liegt direkt an einer Kreisstraße und wird erstmals erschlossen. Zuvor wurde es als Grünland genutzt.

Bei der Planung wurde zunächst mit dem Gebäude begonnen, der ungefähre Platzbedarf anhand der Anzahl der Fahrzeuge und Mitarbeitenden ermittelt und dann gemeinsam mit den Beteiligten entschieden, wie und wo das Gebäude sowie die Parkplätze auf dem Gelände untergebracht werden soll – unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Schallschutzgutachtens aufgrund des angrenzenden Wohngebiets.
Hierbei spielen unsere Erfahrungswerte eine große Rolle, die wir aus der Planung von mehr als 15 Feuerwehrhäusern in Schleswig-Holstein sammeln konnten.

Gebäude & Innenräume (Hochbau)

Für die Unterbringung der Fahrzeuge haben wir eine Fahrzeughalle mit 16 Stellplätzen sowie eine Waschhalle geplant.
Über zwei Geschosse verteilen sich die für Feuerwehren üblichen Räumlichkeiten für Arbeits- und Übungsabwicklung, Besprechung und Ausbildung, die Küche, Einsatzzentrale/Büros, Umkleide- und Sanitärräume sowie eine Werkstatt, ein Funkraum und ein Lagerraum mit den dazugehörigen Neben- und Technikräumen.

Besonders wichtig bei der Planung von Feuerwehren sind die spezifischen Arbeitsabläufe, die immer berücksichtigt werden müssen, da ein Zeitverlust u.U. Menschenleben kosten kann.
Dieser Verantwortung sind sich unsere Planer bewusst.

Feuerwehrleute setzen ihr Leben ein, um uns zu retten. Als Freiwillige Feuerwehr wenden diese Menschen sogar ihre Freizeit dafür auf.

Götz Gundelach | Architekt | Hochbau

Um auf zukünftige Veränderungen reagieren zu können, wurde Wert auf flexible Nutzungs- und Erweiterungsmöglichkeiten gelegt. So gibt es Umkleiden für Männer und Frauen, die durch eine flexible Leichtbauwand getrennt sind. Somit kann jederzeit auf einen höher werdenden Frauenanteil reagiert werden. Der Kernbereich zwischen den Umkleiden mit Sanitärbereichen und der Schleuse für belastete Schutzbekleidungen ist unisex.

Im Erdgeschoss des 2-geschossigen Teils ist ein Bereich für die Polizei vorgesehen. Insgesamt ergibt sich eine Brutto-Grundfläche (BGF) von 3.612 m2.

Ein gemeinsames Haus mit der Polizei bietet viele Vorteile – auch weil es durch die Freiwilligen Feuerwehrleute nicht permanent besetzt werden kann und eine integrierte Polizeistation somit zur Sicherheit beitragen würde. Noch ist der Mietvertrag mit der Polizei nicht unterschrieben. Es könnte also sein, dass nochmal umgeplant werden muss.

Da das Feuerwehrhaus gleichzeitig auch als Zentrum für Katastrophenschutz dient, musste ein besonders großes Notstromaggregat mit eingeplant werden. Diese Notstromanlage ist für eine 14-tägige autarke Versorgung ausgelegt. Das bedeutet, sowohl die Stromversorgung sämtlicher Anlagen und Geräte als auch die Betankung der Fahrzeuge (mit 12.000 Liter Diesel) ist gewährleistet.


Außenanlagen & Entwässerung (Tiefbau)

Bei der Planung des Neubaus des Feuerwehrhauses und der Polizeistation in Barmstedt haben wir neben dem Hochbau (Gebäude und Innenräume) auch die Tiefbau-Planung (Freianlagen, Verkehrsanlagen, Ingenieurbauwerke) übernommen.

Ich finde es gut, dass wir intern eine Tiefbauabteilung haben. Denn dieses Projekt ist ziemlich komplex und erfordert viel Fachwissen in allen Fachbereichen.

Hauptbearbeitende Architektin | Hochbau

Im Planungsablauf hat der Hochbau immer ein bisschen Vorlauf und erstellt Skizzen, wie die Neubauten innen und außen aussehen sollen, doch schon frühzeitig wurde die Tiefbauabteilung für die Planung der Außenanlagen eingebunden.
Bei jedem Bau einer Feuerwehr werden Flächen im Außenbereich benötigt, die bei den einzelnen Feuerwehrgebäuden leicht variieren können. In diesem Projekt haben wir einen Waschplatz und ausreichend Platz vor der Fahrzeughalle eingeplant, da die Feuerwehrfahrzeuge zeitweise auch außerhalb des Gebäudes stehen. Zusätzlich werden sogenannte Alarmstellplätze benötigt, auf denen die Privatfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehrleute abgestellt werden, wenn sie zu einem Einsatz gerufen werden.

Die Feuerwehr in Schleswig-Holstein hat eine Frist von 12 Minuten von der Alarmgebung bis zum Erreichen des Einsatzortes. Dieser Zeitraum umfasst die Anfahrt der Feuerwehrleute mit ihrem Privatfahrzeug zum Alarmparkplatz, das Anlegen der Einsatzbekleidung und die Fahrt mit dem Einsatzfahrzeug zum Einsatzort. Das heißt, die Abläufe der Feuerwehrleute müssen in der Planung berücksichtigt werden. Denn im Alarmfall muss es schnell gehen: Die Umkleiden müssen auf direktem Weg zwischen den Alarmparkplätzen und den Feuerwehrfahrzeugen liegen. Dabei dürfen sich die Wege nicht kreuzen.

Bei einem Alarm kann es vorkommen, dass die Alarmparkplätze mit Hängern oder größeren Fahrzeugen befahren werden. Dieser individuelle Platzbedarf hatte u.a. Auswirkungen auf die Anordnung der Bäume, die laut Bebauungsplan gefordert wurden. 
Geplant wurden insgesamt 74 Alarmstellplätze, die sich aus der Anzahl der Einsatzplätze auf den Fahrzeugen ergibt, sowie weitere Plätze für Besucher und die Polizei. Einzelne Stellplätze werden für Elektromobilität vorgerüstet.

Da der Wehrführer mit dem Fahrrad kommt, wurden auch Alarm-Fahrradstellplätze eingerichtet.

Sophie Schulze | Ingenieurin | Tiefbau

Neben Parkplätzen und Flächen haben wir für das bisher unbebaute Gelände die Zufahrten inklusive des Ausbaus der Straße Steinmoor sowie die Anschlüsse an das öffentliche Regen- und Schmutzwasser-Netz geplant.

Einhergehend mit dem kreuzungsfreien Lauf in der Alarmsituation ist ebenfalls wichtig, wie die Zufahrten angeordnet sind. Je nach Grundstückssituation im öffentlichen Straßenverkehr muss außerdem individuell abgestimmt werden, ob bei der Ausfahrt eine Ampel bzw. Bedarfsampel erforderlich ist.

Auf dem Gelände sind Hydranten vorgesehen, damit die Jugendfeuerwehr lernen und die Feuerwehr üben kann. Insbesondere durch eine spezielle Übungswand, die verschiedene Fensterhöhen nach Angaben einer DIN-Vorschrift enthält, kann die Arbeit mit Leitern und Hubbühnen trainiert werden. Als zweiter Übungsplatz dient die Vorfläche zum Waschplatz, die dafür ausgelegt ist, dass das Löschwasser entsprechend aufgefangen wird, wenn Brand- und Löschübungen stattfinden.

Immer wieder ein Thema beim Bau von Feuerwehren ist der Einsatz von „Abscheidern“ – also Vorrichtungen zur Trennung von Wasser und anderen Stoffen wie Fette und Öle. Beim Neubau der Feuerwehr Barmstedt gibt es folgende belastete Abwasserarten, an die entsprechende Abscheider angeschlossen werden:

  1. Wasser, das durch Einsatzkleidung kontaminiert ist und
  2. das Abwasser aus der Küche, das einen Fettabscheider benötigt.

Auch hierbei haben alle beteiligten Fachplaner eng zusammengearbeitet.

Bereits in der Vorplanung haben beide Abteilungen parallel gearbeitet und standen in ständigem Austausch, der von allen Seiten als zuverlässig und schnell wahrgenommen wurde. Frühzeitige, enge Schnittstellen sind nur einer von vielen Vorteilen, die dadurch entstehen, dass wir verschiedene Gewerke in einem Unternehmen vereinen. Durch das spezialisierte Fachwissen sowie die erworbene Sensibilität für Abhängigkeiten können wir noch bessere Planungsleistungen erbringen.

Man muss als Hochbauplaner wissen, dass es Auswirkungen auf den Tiefbau hat, wenn z.B. aus einem Fenster in der Planung eine Tür wird.

Hauptbearbeitende Architektin | Hochbau

Nachhaltigkeit

Ein nachhaltiges, energieeffizientes und klimaneutrales Gebäude zu planen, war von Anfang an allen Beteiligten ein wichtiges Anliegen. Dabei sollten die Planungen sogar über die momentanen Regelungen und Anforderungen der Gebäudeenergiegesetzes (GEG) hinausgehen. Das Gebäude ist daher nach BEG40-Standard geplant und wird mit einer Photovoltaik-Anlage, extensiver Begrünung und weiteren ökologisch vorteilhaften Möglichkeiten ausgestattet.

Das geplante Gründach dient als Retentionsfläche, d.h. das Wasser wird aufgenommen und zurückgehalten. Das Niederschlagswasser der befestigten Außenflächen wird oberflächlich abgeführt und über Mulden, Baumrigolen sowie Tiefbeete gesammelt, gereinigt und der Vorflut über einen Graben mit Drosselung zugeführt. Das überschüssige Wasser vom Dach wird in einem unterirdischen Grauwassertank aufgefangen und genutzt, um die Feuerwehrfahrzeuge in der Waschhalle zu waschen.
Sollte das Gründach im Sommer zu trocken werden, wird es über eine Pumpe mit dem Wasser bewässert, das zuvor aufgefangen und unterirdisch gesammelt wurde, wodurch ein natürlicher Wasserkreislauf entsteht. So erreichen wir mehr natürliche Verdunstung auf dem Gelände, was zu einer Verbesserung des Klimas führt.

Die Planung und Auswahl der Bauarten und Werkstoffe wird ebenfalls auf Nachhaltigkeit und Verträglichkeit mit der Umwelt hin kritisch geprüft. Hier werden schadstoffarme Baustoffe, Anlagen mit geringem Energieverbrauch sowie langlebige, nachhaltige Baustoffe und Konstruktionen von allen Beteiligten favorisiert.

Durch die Ausweisung des Geländes als Trinkwasserschutzgebiet sind darüber hinaus diverse Vorkehrungen zu treffen wie z.B. die Abdichtung des Dieseltanks. Auch der Einsatz von Geothermie zur Beheizung des Gebäudes ist in einem Trinkwasserschutzgebiet nicht zulässig.


Fazit

Die Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Feuerwehr in Barmstedt ist sehr gut. Unsere Fragen in der Planungsphase wurden schnell und kompetent beantwortet. 

Denn Feuerwehr ist nicht gleich Feuerwehr. Auch nach vielen erfolgreichen Planungen von Feuerwehrhäusern gleicht kein Bauvorhaben dem anderen. Zwar können wir unsere Erfahrungen einfließen lassen, doch jedes einzelne Projekt bleibt eine spannende Herausforderung für uns und wird mit Liebe zum Detail bearbeitet.

Die Baukosten von ca. 20 Mio. Euro mögen viel erscheinen für eine Stadt wie Barmstedt. Doch hierbei darf nicht vergessen werden, dass ein solcher Neubau Sicherheit für die nächsten Jahrzehnte bietet. Deshalb sollten insbesondere bei der Haustechnik und anderen sicherheitsrelevanten Aspekten keine wesentlichen Abstriche gemacht werden.

Im Bauausschuss wurde bereits der Fortführung des Projekts zugestimmt und wir freuen uns, gemeinsam mit der Stadt Barmstedt sowie allen Beteiligten das Feuerwehrhaus mit integrierter Polizeistation wie geplant ab 2024 baulich umsetzen zu können.


Hauptbearbeitende dieses Projekts

Götz Gundelach
Geschäftsführer | Hochbau
Sophie Schulze
Ingenieurin | Tiefbau
Sören Klein
Ingenieur | Tiefbau
Dirk Vielhaben
Geschäftsführer | Tiefbau

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